Transpersonale Therapie

Psychotherapie und jede gute Form von Heilung ist immer eine Erweiterung des Bewusstseins, nicht ein Reparieren und Wiederherstellen früherer bekannter Zustände. Das geteilte Verständnis aller LehrerInnen des Instituts ist, dass Leben sich stets weiterentwickeln will. Wenn es stillsteht oder sich im Kreise dreht, entstehen mechanische Wiederholungsmuster, und ein mechanisch gelebtes Leben tendiert zum Tode.

Die transpersonale Perspektive bietet im mehrfachen Sinne an, über das Personale hinauszuwachsen. So macht sie zum einen nicht halt an der Grenze des vernünftig Verstehbaren. Sie begrüßt durchaus alles weiterhelfende Wissen und setzt es ein, wo es seinen guten Platz hat.  Sie sieht aber Menschen auch unglücklich verarmt durch die konventionelle Tabuisierung des Geheimnisvollen. So gibt es auf absurde Weise für die große Mehrheit ein unausgesprochenes Verbot, das Mysterium im eigenen Innern offen zu ehren und zu zelebrieren. Gleichzeitig zeigt sich bei vielen Menschen bis in trivialste Formen des Alltagslebens hinein ein großes Bedürfnis nach dem, was nicht erklärbar ist und was auch gar nicht enträtselt werden mag und sollte.

Diese Offenheit für das Numinose (im Sinne von C.G. Jung) ist das eine. Zum anderen beobachten und erleben wir das Personale in großen Zügen als eine gelernte Geschichte, die uns als Kinder in mehr oder weniger mechanische Denk- und Gefühlsmuster gezwungen hat und immer noch zwingt. Solch angepasste Routine scheint aus einem erweiterten Bewusstsein heraus eher dem Überleben als der Lebensfülle zu dienen.

In der Arbeit mit holotropen Zuständen des Bewusstseins kommt dem Geburtsgeschehen eine zentrale Rolle zu. Stanislav Grof nennt es das Perinatale; auf dieser Ebene erscheinen Personales und Transpersonales verflochten. Es ist der Raum, in dem unsere Lebensmuster gewebt sind. Hier begegnen wir den Grenzen unserer Existenz und gewinnen, indem wir verlieren. Wer diesen Raum durchschreitet, wird sich schließlich „als spirituelles Wesen begreifen, das eine menschliche Erfahrung macht“ (Teilhard de Chardin).

Der transpersonale Weg eröffnet die Chance, aus der gewohnten Mechanik aufzuwachen, Schritt für Schritt über die persönliche Geschichte hinauszuwachsen und, jenseits vom unfreiwillig Gelernten, das Wesen in uns zu entdecken, das wir in Wahrheit sind und immer mehr werden können.

Letztendlich geht es um die Frage „Wer bin ich“ und um die Antwort, die nicht verstanden, jedoch verwirklicht und gelebt werden kann.